Mikroorganismen vermehren sich im Diesel und legen Traktoren und Landmaschinen lahm.

Sogar robuste Dieselmotoren von Traktoren sind gegen Dieselschlamm oder „Dieselpest“ machtlos: Der Schlamm entwickelt sich meist zunächst unbemerkt – doch irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem Kraftstoffleitungen, Filter und Düsen verstopfen und das Fahrzeug lahmlegen. Doch woher kommt der Dieselschlamm und was kann man gegen ihn tun?

Wie entsteht Dieselschlamm?

Man kann es kaum glauben, doch es gibt tatsächlich Lebewesen, die im Dieselkraftstoff überleben – und nicht nur das: sie fühlen sich dort wie zuhause! Mikroorganismen wie Bakterien, Hefen oder Schimmelpilze sind in der Lage, sich im Dieselmilieu zu ernähren und massenhaft zu vermehren.

Entscheidend für die Mikroorganismen ist das Zusammenspiel von Diesel, Feuchtigkeit und Temperatur. Wobei die Temperatur für die Organismen meistens ideal und von uns kaum beeinflusst werden kann: Keimwachstum wird erst bei -18 °C verhindert und es gibt sogar Organismen, die sich bei über +100 °C vermehren. Der Diesel selbst besteht bekanntlich aus Kohlenwasserstoffmolekülen und dient den Organismen als Nahrung. Was jetzt noch fehlt ist eine ideale „Wohnumgebung“: Diese wird durch Wassereintrag im Diesel ermöglicht. Da das Wasser jedoch nicht im Diesel gelöst ist, sondern als Emulsion im Prinzip in winzig kleinen Tröpfchen vorliegt, finden die Dieselbakterien hier beste Bedingungen vor.

Der Dieselschlamm ist also ein Bioschlamm und besteht dann aus den Mikroorganismen selbst sowie den Stoffwechselprodukten, die diese beim „Verspeisen“ des Diesels ausscheiden.

Wie kommen die „Dieselbakterien“ überhaupt in den Tank?

Im Prinzip ist der Dieselkraftstoff nur direkt in der Raffinerie weitestgehend frei von Mikroorganismen. Mit jedem Verfüllen in Tanklaster zum Transport, in Zwischenlager und letztlich beim Betanken der Fahrzeuge kann es zu Verschmutzungen aller Art und zur Aufnahme der Organismen kommen. Hinzu kommt die Aufnahme von Luftfeuchtigkeit beim Umfüllen oder Belüften. Kondensiert die Luftfeuchtigkeit im Tank, entstehen winzige Wassertröpfchen als Emulsion und die Bakterien können sich vermehren. Durch den Zusatz von Biodiesel bekommen die Mikroorganismen weitere „gut verdauliche“ Nahrung, wodurch die Bildung von Dieselschlamm weiter begünstigt wird.

Welche Auswirkungen hat Dieselschlamm auf die Technik?

Unter der Verschmutzung durch den Schlamm leidet selbstverständlich die Qualität des Dieselkraftstoffs in der Verbrennung, sodass die volle Motorleistung nicht erreicht werden kann.

Der Dieselschlamm kann dann im fortgeschrittenen Stadium das gesamte Kraftstoffsystem verstopfen und Traktoren lahmlegen. Die Mikroorganismen und ihre Stoffwechselprodukte lagern sich in Tank, Kraftstoffleitung und Filter an, wodurch der Dieselfluss zum Motor unterbrochen wird.

Darüber hinaus schädigen die Stoffwechselprodukte der Bakterien das Kraftstoffsystem: Die Ausscheidungen enthalten Schwefelwasserstoff, der Metallteile angreift und rosten lässt. Diese „Biokorrosion“ kann dazu führen, dass Bauteile nicht nur gereinigt, sondern komplett ausgetauscht werden müssen.

Lange Standzeiten begünstigen die Dieselverschlammung.

Häufig ist das Auftreten von Dieselschlamm festzustellen, wenn der Kraftstoff längere Zeit gelagert wird oder Fahrzeuge lange Standzeiten haben. Im ruhigen Umfeld haben die Bakterien ideale Bedingungen, sie zu vermehren. Achten Sie daher besonders auf Dieselkanister, die möglicherweise noch Restmengen Kraftstoff enthalten, aber längere Zeit nicht benutzt wurden. Bei längeren Standzeiten von Fahrzeugen sollten Sie ebenfalls vor der Inbetriebnahme möglichst prüfen, ob sich im Tank Schlamm gebildet hat.

Wie kann man Dieselpest vermeiden?

Grundsätzlich verhindern kann man das Wachstum der Bakterien kaum, da sich ganz natürlich immer wieder Wasser im Diesel einlagert. Wenn man dies jedoch weiß, kann man entsprechende Maßnahmen gegen Dieselschlamm treffen:

  • Dieselkraftstofffilter regelmäßig warten und entwässern.
  • Generell lange Standzeiten möglichst vermeiden.
  • Bei längeren Standzeiten Tank füllen, damit sich möglichst wenig Kondenswasser im Diesel einlagern kann.
  • Wenn möglich, Tanks am Bodenablass entwässern, da sich das Wasser durch sein höheres spezifisches Gewicht unten im Tank sammelt.
  • Länger gelagerten Dieselkraftstoff vor der Betankung prüfen und Proben vom Tankboden ziehen.
  • Stationäre und mobile Tankanlagen fristgerecht nach Herstellerangaben prüfen und ggf. reinigen.

Eine weitere Möglichkeit sind mit Bioziden versetzte Dieseladditive, die die Bakterien abtöten. Achtung: Die Abgabe an Privatverbraucher ist seit Ende 2018 verboten, da die Biozide als krebserregend eingestuft sind. Als landwirtschaftlicher gewerblicher Betrieb sprechen Sie dazu am besten Ihren Lieferanten an, wenn Sie eine eigene Hoftankstelle betreiben und Probleme mit Dieselschlamm in Ihren Lagertanks haben. Biozide töten allerdings nur die ab, lösen aber den bereits entstandenen Schlamm nicht auf. Eine Reinigung ist dann unumgänglich.

Mehr über das Thema Diesellagerung sowie zu stationären und mobilen Tankanlagen in der Landwirtschaft lesen Sie in unserem Hauptartikel.

 

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