Wie wichtig ist die Wasserqualität in der landwirtschaftlichen Tierhaltung?
Wasser wird in der Nutztierhaltung den Futtermitteln zugeordnet und kann wegen seiner verschiedenen Funktionen für den Organismus der Tiere mit als eines der Wichtigsten angesehen werden. Wasser hält den Zelldruck aufrecht, dient der Thermoregulation der Tiere und ist vor allem auch für Lösung und Transport der Nahrung verantwortlich. Wasserversorgung und gute Futteraufnahme stehen in direktem Zusammenhang. Zur Unterstützung einer artgerechten Nutztierhaltung ist Wasser für die Tiere also überlebenswichtig – und gleichzeitig ist die optimale Wasserversorgung auch wirtschaftlich für Ihren Betrieb entscheidend, denn nur dann sind die Tiere gesund, widerstandsfähig und leistungsstark.
Wasserqualität beeinflusst die Aufnahme
Um bei den Tieren eine optimale Wasserversorgung sicherzustellen, muss also zunächst ausreichend Wasser vorhanden und mit entsprechender Art und Anzahl von Tränkebecken für die Tiere auch verfügbar sein. Doch auch die Wasserqualität in den Weidetränken ist ein wichtiges Kriterium. Ist diese nicht gut, weil zum Beispiel Geschmack und Geruch schon nicht „stimmen“, reagieren die Tiere mit verminderter Wasseraufnahme.
Eine erste Beurteilung kann also schon mit ein wenig gesundem Menschenverstand vorgenommen werden, indem Aussehen, Beschaffenheit und Herkunft des Wassers kontrolliert werden. Trübungen oder ungewöhnlichen Geruch kann man einfach durch eine Wasserprobe im Wasserglas erkennen. Wird Wasser aus Fließgewässern eingesetzt, sollte auf eine mögliche Verschmutzung im oberen Verlauf geachtet werden. Bei der Verwendung von aufgefangenem Regenwasser sollten zum Beispiel die Dachflächen, Dachrinnen und Zuleitungen regelmäßig auf Verunreinigungen überprüft werden.
Sollte Tränkewasser auch Trinkwasserqualität haben?
Trinkwasser für uns Menschen unterliegt den hohen Anforderungen der Trinkwasserverordnung. Für die Qualität des Tränkwassers für Nutztiere gibt es dagegen im Moment keine entsprechend genaue rechtliche Vorgabe. Die Hinweise beschränken sich auf allgemein gehaltene Sicherheitsanforderungen (z. B. Futtermittelhygiene-Verordnung, Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch).
Fachleute halten es allerdings auch gar nicht für notwendig, dass Tränkwasser die Anforderungen an menschliches Trinkwasser erfüllen muss. Man ist sich darüber einig, dass auch das Überschreiten von Grenzwerten der Trinkwasserverordnung nicht generell nachteilige Auswirkungen auf eine artgerechte Nutztierhaltung und die gewonnenen Lebensmittel haben. Darüber hinaus wird anerkannt, dass die betriebseigene Wasserversorgung in der Nutztierhaltung weiterhin von hoher Bedeutung ist.
Tränkwasser ist also nicht in Trinkwasserqualität erforderlich, wenngleich Trinkwasser umgekehrt jederzeit bedenkenlos eingesetzt werden kann.
Tränkwasserqualität nach der Futtermittelhygiene-Verordnung
Nach der Futtermittelhygiene-Verordnung muss Tränkwasser so beschaffen sein, dass es für die betreffenden Tiere „geeignet“ ist. Darüber hinaus müssen:
Tränkeanlagen… so konstruiert, gebaut und angebracht werden, dass eine Kontamination (…) des Wassers auf ein Mindestmaß begrenzt wird. Tränkesysteme müssen, sofern möglich, regelmäßig gereinigt und instandgehalten werden.
Für die hygienische Qualität von Tränkwasser liegt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein Orientierungsrahmen zur futtermittelrechtlichen Beurteilung vor. Darin wird auf die Qualität des Tränkwasser folgendermaßen eingegangen:
Charakterisierung eines für die Versorgung von Lebensmittel liefernden Tieren „geeigneten“ Wassers (=Tränkwasser)
Anforderungen und Erläuterung/Bedeutung:
- Schmackhaftigkeit
Voraussetzung für eine ausreichende Wasseraufnahme (= Voraussetzung für adäquate Trockensubstanz-Aufnahme)
- Verträglichkeit
Inhaltsstoffe und/oder unerwünschte Stoffe nur in einer für die Tiere bzw. die von ihnen gewonnenen Lebensmittel nicht schädlichen bzw. nachteiligen Konzentration
- Verwendbarkeit
Keine nachteiligen Effekte auf die bauliche Substanz (z.B. Gebäudetechnik und Technik in Tränkewannen durch bspw. Verstopfungsgefahr im Tränksystem durch hohe Calcium- oder Eisen-Gehalte sowie bei Nutzung des Wasser zur Zubereitung des Futters)
- implizieren allgemein auch eine entsprechende sensorische Qualität (z. B. Trübung, Fremdgeruch)
- z. B. auch bei Applikation von Arzneimitteln, bestimmten Futtermittelzusatzstoffen etc.
Quelle: BMVE Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft; Hygienische Qualität von Tränkwasser, Orientierungsrahmen zur futtermittelrechtlichen Beurteilung
Algenbildung in stehendem Wasser bei Lichteinfall
Besonders zu beachten ist bei der Wasserqualität auch eine mögliche Algenbildung im Tränkwasser. Vor allem stehende Gewässer neigen zur Veralgung und insbesondere Blaualgen können bei den Tieren auch Gesundheitsschäden verursachen. Wird Tränkewasser aus Teichen oder Seen verwendet, sollte hier besonders auf Algenbildung geachtet werden.
Auch in Tanks gelagertes Tränkwasser kann von Algenbildung betroffen sein. Hier wird die Algenbildung ebenfalls durch Lichteinfall angeregt. Es ist daher ratsam, hochwertige Tanks aus speziellem Polyethylen zu verwenden, die absolut lichtundurchlässig sind. Wassertanks von Duraplas sind für diese Verwendung speziell konstruiert und können so helfen, die Qualität des Tränkwassers auch bei der Lagerung sicherzustellen.
Biologische, chemische und physiko-chemische Qualität
Weiter Kriterien zur Gewährleistung eines optimalen Wasserzustandes in Tränken ist die biologische, chemische und physiko-chemische Qualität.
- Die biologische Qualität bezieht sich insbesondere auf die Keimbelastung.
Tränkewasser sollte frei von Salmonella und Camphylobacter und möglichst weitgehend frei von E.coli sein. Wird eine erhöhte Keimbelastung festgestellt, sollte nach den Ursachen gesehen werden, zum Beispiel Ausscheidungen, Futterreste oder eindringendes Abwasser. - Zur Beurteilung der chemischen und physiko-chemischen Qualität des Tränkwassers werden zum Beispiel wie pH-Wert, Leitfähigkeit oder Salzgehalt herangezogen.
Detaillierte Richtwerte zu diesen Parametern sowie weitere Informationen und zur hygienischen Wasserqualität in Tränkebecken finden Sie online im Orientierungsrahmen zur futtermittelrechtlichen Beurteilung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Unser Tipp: Qualität durch Kontrollen sicherstellen
Wenn das Tränkwasser nicht aus dem öffentlichen Netz stammt, wird empfohlen, die Wasserqualität in Tränkebecken regelmäßig zu überprüfen. Hilfreich können dazu auch Einrichtungen wie Umweltbehörden, Gesundheitsämter oder Länderarbeitsgemeinschaften sein, die zum Gewässerzustand der Region Auskunft geben können (z. B. Gewässergütekarte).
Wichtig ist auch, dass das Tränkewasser nicht nur bei der Heranführung die richtige Qualität hat, sondern auch zum Zeitpunkt der Aufnahme durch die Tiere alle Anforderungen erfüllt. Tränkanlagen sind daher entsprechend zu konstruieren, regelmäßig zu reinigen und instand zu halten.
Denken Sie immer daran: Gute Wasserqualität in Tränken ist lebenswichtig für Ihre Tiere und auch entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg Ihres Betriebs!