Sollten Kühe einfach Regenwasser trinken dürfen?
Regenwasser ist in unseren Breiten seit Jahrhunderten ein Garant für die erfolgreiche landwirtschaftliche Entwicklung. In der Feldbewirtschaftung wird daher in Deutschland auch ganz selbstverständlich auf das natürliche Regenwasser zurückgegriffen. Während in vielen südlichen Ländern häufig zusätzlich bewässert werden muss, werden die Kulturen hier zu 99% mit Regenwasser versorgt. Der Vorteil des Regenwassers: Es ist unschlagbar günstig, weil es normalerweise einfach frei verfügbar ist – von besonders trockenen Sommermonaten einmal abgesehen. Doch wie sieht es bei landwirtschaftlichen Betrieben aus, die vor allem Nutztierhaltung betreiben?
Warum ist die Wasserversorgung so wichtig?
Generell ist es klar, dass für Nutztiere die Wasserversorgung lebenswichtig ist, denn sämtliche Prozesse im tierischen Organismus verlaufen in wässriger Lösung: Mit dem Wasser wird die aufgenommene Nahrung gelöst und transportiert, Wasser hält bei den Tieren den Zelldruck aufrecht und nicht zuletzt dient Wasser der Wärmeregulation.
Doch nicht nur das: Die Wasserversorgung hat auch einen erheblichen Einfluss auf die Leistung der Tiere im landwirtschaftlichen Betrieb hat. Nur wer seine Tiere optimal mit Wasser versorgt, schafft überhaupt erst die Voraussetzung für gesundes Wachstum, Widerstandsfähigkeit der Tiere und hohe Leistungen zum Beispiel bei der Milchmenge.
Natürliche Wasserversorgung der Tiere
Grundsätzlich sind die Tiere von Natur aus darauf vorbereitet, Wasser aus Fließgewässern wie Flüssen oder Bächen, Seen, Teichen oder gesammeltes Regenwasser aufzunehmen. Aus dieser Überlegung heraus spricht also nichts dagegen, auch im Betrieb gesammeltes Regenwasser für die Nutztierversorgung einzusetzen. Jedoch gelten auch bei der Verwendung von Regenwasser die wesentlichen Faktoren, die bei den Tieren eine optimale Wasserversorgung sicherstellen:
- Erreichbarkeit des Wassers durch entsprechende Art und Anzahl der Tränken.
- Sicherstellung einer stets ausreichenden Wassermenge pro Tier
- Gute Qualität des Wassers
- Schmackhaftigkeit des Wassers um ausreichende Aufnahme anzuregen
- Verträglichkeit in Bezug auf die Konzentration von Inhaltsstoffen
Kann Regenwasser die geforderte Qualität erfüllen?
Für Tränkwasser gelten nicht die höchsten Anforderungen, die an die öffentliche Trinkwasserversorgung gestellt werden. Dennoch ist es wichtig, Wasser in guter Qualität zur Verfügung zu stellen. Dies ist bei Regenwasser zunächst in der Regel der Fall. Beeinträchtigungen können verschiedene Ursachen haben:
- Luftgetragenen Emissionen: Auf diese Verunreinigungen haben Sie keinen Einfluss, sie können nur beachten, welche geografische Lage Ihr Betrieb zu großen Emissionsquellen, zum Beispiel Städten, hat.
- Kontamination durch die auffangenden Dachflächen: Achten Sie darauf, dass die Auffangflächen, Dachrinnen und Zulaufrohre regelmäßig gereinigt werden und Ablagerungen zum Beispiel von Laub entfernt werden.
- Verunreinigung des Sammelsystems: Das Sammelsystem ist mit geeigneten Regenwasser-Filteranlagen auszurüsten, um Verunreinigungen zu entfernen. Durch Einsatz von Membranfiltration kann das Regenwasser sogar entkeimt und hygienisch unbedenklich aufbereitet werden.
- Geeignete Tankanlagen: Das gesammelte Regenwasser sollte in geeigneten Tanks gelagert werden. So verhindern zum Beispiel hochwertige Tanks von Duraplas die Algenbildung durch Lichteinfall, da sie aus speziell angefertigtem Polyethylen hergestellt sind. Ebenfalls möglich ist es, die Tanks lichtdicht unter die Erde zu verlegen.
Versorgung mit Regenwasser ausreichend dimensionieren
Wenn Sie im Betrieb auf die Versorgung der Nutztiere mit Regenwasser zurückgreifen, sollte diese selbstverständlich ausreichend dimensioniert sein. Auffangbereiche, Wasserlagerung und Zuführung zu den Tränkstellen müssen genau auf die Bedürfnisse der Tiere ausgerichtet sein.
Darüber hinaus sind Reserven einzuplanen: In trockenen Perioden muss sichergestellt sein, dass die Wasserversorgung immer optimal ist und daher bei Bedarf automatisch aus anderen Quellen ergänzt werden kann, zum Beispiel im Rückgriff auf die kommunale Trinkwasserversorgung oder durch eigene Brunnen. Meist ist daher die Regenwasserversorgung eher für kleinere Betriebe interessant, dennoch kann sie auch bei größeren Anlagen als Teil der Gesamtversorgung wirtschaftlich lohnend sein.
Regenwasser wirtschaftlich nutzen
Gesammeltes, gereinigtes und aufbereitetes Regenwasser kann also durchaus für die Nutztierversorgung eingesetzt werden. Und auch der wirtschaftliche Aspekt ist zu beachten: Je nach Größe und Anforderungen im landwirtschaftlichen Betrieb können jederzeit zumindest Teile der Wasserversorgung durch Regenwasser sichergestellt werden. Viele Betriebe verfügen durch Stallanlagen und Hallen über ausreichend große Dachflächen, die ein effizientes Sammeln des Regenwassers ermöglichen. Gegenüber der Investition in geeignete Sammel- und Reinigungssysteme und Tankanlagen kann sich die Nutzung von Regenwasser schon nach wenigen Jahren amortisieren, abhängig von den regional stark unterschiedlichen Wasserpreisen.
Das bedeutet: Regenwasser in geeigneter Form kann gut für die Nutztierversorgung verwendet werden und sich auch wirtschaftlich für Ihren Betrieb auszahlen! Nutztiere wie Kühe mit Regenwasser zu versorgen ist für viele landwirtschaftliche Betriebe möglich und kann wirtschaftlich langfristig lohnend sein.