Steigen die Getreidepreise?
Die europäischen Getreidepreise stiegen am Montag wieder enorm. Ein Grund für die heftigen Schwankungen könnte der Preisdruck, der von russischem Weizen auf die Exportmärkte ausgeht, sein. In unserem Blog zeigen wir euch noch mehr Gründe und schauen uns an, wie sie sich weiter entwickeln könnten.
Einer der Gründe könnte auch mit der Umsetzung des Getreideabkommens zusammenhängen. Russland hatte sich nämlich beschwert, dass das ukrainische Getreide zu 60 Prozent an wohlhabende Länder geht, wie beispielsweise Spanien, China oder Türkei, statt in arme Länder Asiens oder Afrika.
Am Sonntag, den 12.03.2023, teilte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar mit, dass er glaube, dass die derzeitige Frist des Abkommens für den Export des ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer, den sogenannten „Getreidekorridors“, die bis 18.03.2023 geht, verlängert werde. Am Montag, den 13.03.2023, fanden Verhandlungen in Genf bezüglich der Verlängerung des Schwarzmeer-Getreideabkommen statt. Die meisten Beobachter rechnen mit einer Verlängerung.
Zudem fand auch am Montag in Genf eine zweite Gesprächsrunde über die Verlängerung des Abkommens zwischen der russischen Delegation und der obersten Handelsbeauftragten der vereinten Nationen statt, teilte die Sprecherin des Außenministeriums von Russland Maria Zakharova mit.
Ein weiterer Grund neben der Verlängerung des Getreideabkommens könnte mit der Bankenpleite zusammenhängen, die in den USA die Getreidemärkte massiv belastet. Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank sorgte für einen der größten Bankenkollaps seit der Finanzkrise von 2008, laut Dr. Olaf Zinke. Viele Finanzmärkte befürchten einen Dominoeffekt, was zur Folge hat, dass seit dem Zusammenbruch letzte Woche Freitag viele Unternehmen versuchen wieder Kapital zu beschaffen, indem sie vor allem auch auf „sichere“ Alternativen zurückgreifen, wie dem Getreidemarkt.
Warum wurde das Getreideabkommen erstellt?
Die im Juni 2022 erstellte „Schwarzmeer-Getreideinitiative“ wurde von den Vereinten Nationen der Türkei, Russland und der Ukraine beschlossen, um eine globale Nahrungsmittelkrise zu verhindern und dem ukrainischen Getreide über drei seiner Schwarzmeer-Häfen den Export sicher gewährleisten zu können. Dieses Abkommen wurde zunächst im November 2022 um 120 Tage verlängert und könnte sich morgen erneut verlängern, wenn keiner der Parteien dagegen stimmt. Moskau stimmt jedoch nur zu, wenn die Beschränkungen, die seinen eigenen Export betreffen, fallen gelassen werden.
Wieso ist dieses Abkommen so wichtig?
Die sogenannten armen Länder in Afrika bekommen von den gesamten Ausfuhrmengen weniger als 1% und zusammen mit den anderen Staaten erhalten sie weniger als 15% der gesamten Menge. Das Land Äthiopien erleidet zurzeit eine große Dürre und erhält 167.000 Tonnen Weizen. Jemen, welches gerade von Krieg und Hunger geplagt wird, erhält 152.000 Tonnen und Kenia erhält 149.000 Tonnen. Sudan erhält 65.000 Tonnen. Somalia erleidet auch eine große Dürre und erhält 53.500 Tonnen des verschifften Weizens. Irak kauft 33.000 Tonnen und rund 90.000 Tonnen Getreide wird nach Afghanistan verkauft und 61.000 Tonnen nach Pakistan.
Auch Argentiniens Ernte schrumpft durch extreme Dürre. Diese haben 8 Millionen Tonnen weniger Ernte bekommen, im Vergleich zum letzten Monat. Die argentinische Getreidebörse Rosario senkte am 8. März 2023 ihre Prognose für die Ernte 2022 und 2023 des Landes noch weitaus stärker. Schätzungen zufolge sollte dieses Jahr der niedrigste Ertrag des Jahrhunderts sein und warnt vor weiteren Ernteausfällen, da einige Teile des Landes weiterhin mit Dürre kämpfen müssen.
Wie ist die mögliche Aussicht?
Weizen notiert im laufenden Handel 9 Euro im Plus bei 270,75 Euro und die neue Ernte wird mit einem Aufschlag von 7,50 Euro bei 265,75 Euro gehandelt. Vermutlich sinken aber die Getreidepreise in nächster Zeit wieder rasch in den Keller, wenn das Abkommen verlängert wird und sich auch die Finanzmärkte wieder stabilisieren.
Eine Verlängerung des Exportabkommens würde dafür sorgen, dass ukrainisches Getreide in einer Zeit auf die Weltmärkte strömt, in der auch russischer Weizen sehr billig angeboten wird.